Die meisten Sparer kennen das Wort bisher vorrangig aus der Presse. Wenn bei Banken von Negativzinsen die Rede war, dann betraf das in der Regel vor allem Unternehmen oder Vermögende, die Guthaben von 100.000 Euro und mehr auf ihrem Konto hatten. Dabei sind Negativzinsen ein Phänomen, welches in Europa schon seit mehr als 5 Jahren an der Tagesordnung ist.
Im Mai 2014 senkte der damalige Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) Mario Dragi den Einlagezins auf ein Niveau von weniger als 0 Prozent. Bereits seit 2012 hatte sich dieser Wert auf der Schwelle von 0 Prozent bewegt. Bei dem EZB Einlagezins handelt es sich um den Zinssatz, den Banken zahlen müssen, wenn sie ihrerseits Geld bei der EZB parken wie auf einem Tagesgeldkonto.
Diese Zinspolitik ist eine Folge der Finanzkrise im Jahre 2008 und zielt vor allem darauf ab, die Investitionen anzukurbeln. Bei niedrigen Zinsen, so das Kalkül, geben die Banken Kredite zu günstigeren Konditionen heraus und es wird in mehr investiert. Außerdem soll so der Anreiz geringgehalten werden, Geld auf Konten zu parken, anstatt es auszugeben.
Die Zahl der Banken, die mittlerweile erhöhte Gebühren auf Girokonten oder sogar Tagesgeldkonten erheben, steigt.
Diese Hoffnung ging aber nur teilweise auf. Tatsächlich befinden sich Immobilienpreise und Baukosten auf Rekordhöhen. Auch die Aktienmärkte haben sich seitdem kontinuierlich nach oben entwickelt.
Wachsende Probleme haben dagegen die Banken bekommen, die in ihrem klassischen Geschäft, dem Verwalten von Kundengeldern, kaum noch Erträge erwirtschaften können. Lange haben sie sich gescheut, diese Kosten im großen Stil an private Kunden weiterzugeben. Dies scheint sich nun zu ändern, da immer mehr Banken befürchten, dass es sich bei der aktuellen Situation niedriger Zinsen nicht um ein vorübergehendes, sondern eher noch langanhaltendes Phänomen handelt.
Die Zahl der Banken, die mittlerweile erhöhte Gebühren auf Girokonten oder sogar Tagesgeldkonten erheben, steigt. Bekannt wurde außerdem, dass eine Bank bereits ab 5.000 Euro Einlagezinsen erheben will. Dabei wirken sich Gebühren und negative Zinsen im Prinzip identisch aus, da sie den klassischen Spareffekt ins Gegenteil verkehren.
Auch wenn Politiker sogleich nach gesetzlichen Gegenmaßnahmen rufen, wird der Trend wohl anhalten. Für Verbraucher heißt das vor allem: Konditionen sorgfältig vergleichen und nach alternativen Anlagemöglichkeiten Ausschau halten.