Der norwegische Staatsfonds ist der wohl bekannteste staatliche Pensionsfonds der Welt. Das liegt zum einen an der schieren Größe. Investiert ist der Fonds in mehr als 9.000 Basiswerte. Zum anderen aber auch an der Investmentstrategie. Das Motto lautet: Ruhe bewahren und cool bleiben. Gleichzeitig haben sich die Skandinavier die ethisch korrekten Investments auf die Fahne geschrieben. Wie sich der staatliche Pensionsfonds Norwegens zusammensetzt, welche Anlagestrategie dahinter steht und wie Privatanleger diesen nachbauen können, zeigt Ihnen der folgende Ratgeber.
Der staatliche Pensionsfonds Norwegens: Der größte Staatsfonds der Welt
Speziell in den letzten Jahren hat sich der norwegische Staatsfonds zu einem echten Senkrechtstarter entwickelt. Zwar wurde dieser mittlerweile durch Inflation und Krieg ausgebremst, dennoch ist die Entwicklung seit dem Start beeindruckend. Ursprünglich ins Leben gerufen wurde der Fonds, um ein „zweites Standbein“ neben dem Ölexport auf den Boden zu bringen. Konkret sollen hier die staatlichen Öleinnahmen investiert werden, um für eine Zeit gewappnet zu sein, in der die Erdölreserven in der Nordsee nicht mehr genutzt werden können. Für einen der weltgrößten Erdölexporteure ein wichtiger Gedanke.
Bis zu drei Prozent des Fondsvolumens dürfen von der norwegischen Regierung jedes Jahr für gesellschaftliche Zwecke verwendet werden. Grundsätzlich ist das norwegische Finanzministerium formell der Eigner des Fonds. Diese Behörde entscheidet deshalb auch über die grundsätzliche strategische Ausrichtung.
Historie und Entwicklung
Die Historie des norwegischen Pensionsfonds ist enorm interessant. Gegründet wurde dieser offiziell erst am 1. Januar 2006. Allerdings setzt sich dieser aus zwei deutlich älteren Fonds zusammen. Die Wurzeln gehen zurück bis ins Jahr 1967. Damals wurde in Norwegen der staatliche Pensionsfonds in seiner Urversion gegründet. Dieser verwaltet die Mittel der Sozialversicherung und dient vor allem dem Zweck, diese Beiträge möglichst rentabel zu investieren. Traditionell investiert der Pensionsfonds den Großteil des Vermögens innerhalb Norwegens und lediglich kleineres Volumen in anderen Nationen.
1990 wurde zudem der Ölfonds gegründet, der auch als staatlicher Pensionsfonds fürs Ausland bezeichnet wird. Bis heute nimmt dieser Fonds die Einnahmen direkt aus der Erdölförderung und investiert diese ausschließlich in ausländische Aktien, Immobilien und verzinsliche Wertpapiere. Beide Fonds wurden im Jahre 2006 miteinander kombiniert und bilden seitdem den derzeit größten staatlichen Pensionsfonds der Welt.
Aktuelle Zusammensetzung: Worin investiert der Norwegische Staatsfonds?
Rund um die Zusammensetzung des Fonds können einige beeindruckende Zahlen genannt werden. Die Bewertung liegt mit rund 1,3 Billionen Euro ungefähr auf dem Niveau der gesamten mexikanischen Wirtschaft. Weltweit ist der Pensionsfonds zudem an mehr als 9.000 Unternehmen beteiligt und besitzt dabei mehr als 1,0 Prozent aller börsennotierten Aktien. Konkret setzt sich der Staatsfonds vor allem aus einem Großteil an Aktien zusammen. Diese bilden fast 70% des gesamten Anlagekapitals ab. Zum Portfolio gehören derzeit unter anderem Unternehmen wie Berkshire Hathaway, BlackRock, Adidas, Daimler AG, Coca-Cola, Volkswagen, Sanofi, Samsung oder Tesla.
Weitere rund 30% des Kapitals wurden in Anleihen investiert, die somit die zweitgrößte Position darstellen. Hierzu gehören Anleihen in den USA, Japan, Singapur, Deutschland und vielen weiteren Nationen. Den geringsten Anteil am Portfolio haben die Immobilien mit rund 3,0%. Dennoch gehörten und gehören hierzu renommierte Immobilien wie etwa das Axel-Springer-Haus in Berlin oder der gigantische „Uetlihof“ in Zürich.
Die Aufteilung des Fonds ist streng geregelt und festgeschrieben. So darf der Aktienanteil maximal zwischen 60 und 80% liegen. Die Anleihen dürfen maximal 20 bis 40% ausmachen, die Immobilien bis zu 7%. Gleichzeitig vermeidet der Pensionsfonds dabei, den Stimmrechtsanteil an einem einzelnen Unternehmen auf über 10% zu erhöhen.
- Aktien: 67%
- Anleihen: 30%
- Immobilien: 3%
Anlagestrategie hinter dem staatlichen Pensionsfonds
Der Fachbegriff für die Anlagestrategie hinter dem norwegischen Staatsfonds liegt in einer sogenannten Buy-and-Hold-Strategie. Der Fonds investiert die Einnahmen aus dem Ölgeschäft umgehend, ohne dabei allzu großen Wert auf den derzeitigen Kursverlauf oder die Marktlage zu legen. Anschließend werden die Vermögenswerte möglichst lange gehalten. Etwaige Dividenden werden ebenfalls wieder reinvestiert.
Interessant: Das Finanzministerium legt für die strategische Ausrichtung einen Referenzindex fest. Aktuell ist dies der FTSE Global All Cap Stock Index, der mit weiteren Anleihenindizes gemischt wird. Gekoppelt sind die Investments an strenge Vorgaben. So darf die Volatilität des Fonds nicht mehr als 1,25% vom Referenzindex abweichen. Zudem darf die Rendite auch in Krisenzeiten maximal 3,75% unter der Rendite des Referenzindex liegen.
Ethische, soziale und ökologische Investments im Vordergrund
Einen großen Wert legt das Finanzministerium darauf, dass der Pensionsfonds nur in ethische, soziale und ökologische Investments investiert ist. Die Standards gelten als enorm streng und so hält der staatliche Fonds etwa keine Anteile an Unternehmen der Tabakindustrie, Herstellern von Massenvernichtungswaffen oder Unternehmen, die gegen die Menschenrechte verstoßen. Bereits seit 2015 müssen zudem Aktien von Unternehmen verkauft werden, deren Umsatz zu mehr als 30% auf der Kohleenergie basiert.
Das können Anleger vom norwegischen Staatsfonds lernen
Private Anleger können sich vom norwegischen Staatsfonds das eine oder andere clevere Vorgehen abschauen. Ein wichtiger Faktor ist hier natürlich die Diversifizierung. Investiert ist der Pensionsfonds in mehr als 9.000 unterschiedliche Unternehmen und Basiswerte. Selbst in Krisenzeiten einer Branche können so in anderen Bereichen Verluste aufgefangen werden.
Darüber hinaus ist das gesamte Investment des Fonds langfristig ausgelegt. Die Norweger geraten also überspitzt gesagt nicht in Panik, sondern verfolgen eisern ihren ursprünglichen Plan. Ein nicht ganz unwesentlicher Faktor an den Finanzmärkten und ein Aspekt, mit dem sich viele Anleger-Neulinge nicht so wirklich anfreunden können.
Norwegischen Staatsfonds mit ETFs nachbauen
Mit einigen Erfolgsgeschichten hat sich der norwegische Staatsfonds in den letzten Jahren zu einem „Objekt der Begierde“ vieler Anleger entwickelt. Heutzutage ist es problemlos möglich, die Zusammensetzung mit Hilfe von ETFs abzubilden. Über Plattformen wie ExtraETF können sich Privatanleger genauestens mit der Zusammensetzung befassen und diese anhand von Portfoliovorschlägen nachbauen.